➝ zurück zum Beitrag „Gemeinsam musizieren mit Jamulus“
Welche Mikrofone, Headsets und Audiointerfaces funktionieren mit Jamulus? Hier meine höchst subjektiven Erfahrungswerte.
Ein typisches Chorleiter-Setup ist unten skizziert.
Vorbemerkung
Jamulus ist urspünglich für den Einsatz mit professioneller Audiohardware gedacht, wie sie in Tonstudios eingesetzt wird. Damit erreicht man nicht nur die beste Klangqualität, sondern auch die geringstmögliche Verzögerung. Diese Hardware wird mit vom Hersteller programmierten, hochoptimierten Treibern geliefert — unter Windows sind das Treiber, die dem ASIO-Standard entsprechen.
Preisgünstige Hardware kommt ohne solche ASIO-Treiber. Dann benötigt man unter Windows ein Hilfsprogramm, das den vorhandenen Treiber ASIO-fähig macht: das Programm ASIO4ALL. Der Treiber wird dadurch nicht hochoptimiert, das Timing bleibt schlecht — aber es geht wenigstens irgendwie. Es ist ein Kompromiss!
Audiohardware unterstützt verschiedene Abtastraten (= Samplingfrequenzen). Jamulus erzwingt die Abtastrate 48 kHz.
Für den mittelgroßen Geldbeutel empfehle ich ein USB-Mikrofon — klanglich viel besser als ein Headset! Einen Kopf- oder Ohrhörer besitzt man ja meist schon.
Übersicht
Alle hier genannten Geräte habe ich persönlich mit Jamulus getestet. Es gibt sicherlich noch andere gute Hardware.
Audiointerfaces und Digitalmixer
Sinnvoll, wenn man bereits ein gutes Bühnen- oder Studio-Gesangsmikrofon mit XLR-Anschluss besitzt, noch ein E-Piano anschließen will usw.
🟢 Focusrite Scarlett Serie
Scarlett Solo, auch als Bundle oder größer: Scarlett 2i2 oder Scarlett 4i4 (Dieses Modell verwende ich selbst.)
Low-Latency-Treiber für Mac
Typisches Chorleiter-Setup
🟢 Behringer Xenyx Q802 USB
Preisgünstige Mischung aus Audiointerface und Mischpult. Die Latenz ist schlechter als beim Focusrite. Trotzdem eine gute Lösung, zB für Chorleiter, die mit Mikrofon und E-Piano zu hören sein wollen.
🟡 Behringer U-Phoria UMC22
Treiberprobleme am Mac, Betrieb nur mit 256 Samplebuffer möglich.
Außerdem benötigt man einen Kopfhörer und, wenn man zu Plosiva neigt, ein Poppschutz. Zusätzlich ein Mikrofonstativ. Von Tischstativen rate ich ab: Erstens reflektiert die Tischplatte den Schall (➝Kammfiltereffekt), zweitens soll man nicht unbedingt nach unten singen und drittens gibt es Mikroständer schon für kleines Geld. Mal abgesehen davon singt es sich im Stehen wesentlich besser. 😉
USB-Mikrofone
Statt eines üblichen Mikrofons und eines Audiointerfaces kann man auch ein USB-Mikrofon verwenden, dann hat man beides in einem.
🟢 Røde NTUSB
Einstieg in die professionelle Mittelklasse, sehr gutes Allround-Mikrofon, auch für Homerecording. Mit regelbarem Kopfhörerausgang.
🟢 Marantz MPM-1000U
Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis (49€). Meiner Meinung nach die beste Lösung für Chöre.
🔴 Bietrun UMKF01USB
Brummt und rauscht, Direktsignal ist nicht abschaltbar.
🔴 FiFine USB-Mikrofon
Viel zu hohes Grundrauschen. Schade, das Design ist super!
🟡 Superlux E431U
Guter Klang, viele Einstellmöglichkeiten, leider kein Stativgewinde. Gut für Mac und Linux, unter Windows und ASIO4ALL Störgeräusche.
Ich habe eine Reihe billiger USB-Mikrofone (unter 45€) getestet. Leider hatten sie alle ein extremes Grundrauschen, was sie für Jamulus unbrauchbar machte. Einige haben sogar extrem gestottert, weil der verbaute Chip zu langsam war. Ich würde mich über gegenteilige Erfahrungsberichte freuen!
Analoge Mikrofone
Zu empfehlen, wenn man bereits ein Audio-Interface oder Mischpult mit Phantomspeisung besitzt.
🟢 Audio Technica AT2020
Klarer Preis-Sieger!
🟢 AKG C 3000
Seidiger, etwas unauffälliger Klang.
🟢 Røde NT-1A
Einstieg in die professionelle Mittelklasse, sehr gutes Allround-Mikrofon, auch für Homerecording.
Randbemerkung: Ein wirklich professionelles Studiomikrofon kostet über 2.000 €. Man kann in diesem Bereich viel Geld versenken! Es geht immer noch ein bisschen besser und teurer!
Kopfhörer
(kommt demnöchst)
Headsets
Hier steht, weshalb ich nicht viel von Headsets halte.
🟢 Sennheiser PC 8.2 Chat
Leicht und gut, etwas leise.
🟢 Logitech 960
Preisgünstige Alternative, nicht ganz optimaler Tragekomfort.
🔴 Logitech H340
Funktioniert nicht mit 48 kHz.
🔴 Monon 2-in-1 Telefon Headset
Brummt, unbrauchbar.
Übrigens:
In die von Jamulus angezeigten Gesamtverzögerung ist die Latenz der Audio-Hardware nicht eingerechnet. Es gibt Riesenunterschiede, je nachdem, ob die Hardware ein paar Cent oder ein paar Euro kostet!
Jede Funkstrecke erhöht die Latenz! Das gilt für WLAN ebenso wie für Funk- oder Bluetooth-Kopfhörer.
Typische Chorleiter_innen-Setups
Welches Setup am geeignetsten ist, hängt davon ab,
- was man an Hilfsmitteln einsetzt: E-Piano? MP3-Zuspieler? Metronom?
- welche Hardware man schon besitzt.
- wie technikverliebt man ist: Ob man Aufgabenstellungen lieber virtuell (also im Computer) löst, oder „draußen“, mit Reglern zum Anfassen.
Einige Kollegen setzen sich mit einem USB-Mikro ans akustische Klavier und platzieren das Mikro so, dass die Balance zwischen Stimme und Instrument passt. Das ist natürlich am einfachsten.
Hier ein typisches Setup zur Leitung von Online-Proben über Jamulus. An das Mischpult kann man noch ein Metronom oder MP3-Player bzw. Smartphone für Hörbeispiele und Playbacks anschließen.
Analogmischpult und Audiointerface lassen sich zu einem Digitalmischpult mit USB-Ausgang zusammenfassen, zB dem Behringer Xenyx 802 USB.
Weniger Kabelage hat man mit einem Audiointerface, das mehr als zwei Eingänge hat und eine virtuelle Mischpult-Software mitbringt. Dann wird im Computer gemischt. Ich verwende das Focusrite Scarlett 4i4 Mein Setup dafür habe ich hier beschrieben.
Diese Liste wird ständig gepflegt und erweitert. Alle genannten Geräte wurden von mir persönlich getestet und dazu im Fachhandel zum regulären Preis erworben.